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Nuri lächelt (1)
Nuri liest (2)
Nuri kämpft (3)
Das Telefon des Lehrerfreundes klingelt früh am Morgen. Er hebt ab und hört Gebrüll. Nuri am Apparat.
„Ich muss da rein.“
„Du musst hier gar nichts.“
„Lassen sie mich los.“
„Du hast hier nichts zu suchen, du kommst hier nicht rein. Erst in zwei Monaten.“
„Man hat gesagt, ich soll hierherkommen.“
„Nicht ohne Termin.“
Der Lehrerfreund hört ein Getümmel, er hört Gewalt. Es scheint als umklammerte jemand Nuri.
Etwas später, die atemlose, verzweifelte Stimme von Nuri.
„Ich bin vor der Ausländerbehörde. Sie lassen mich nicht rein. Sie tragen mich weg. Was soll ich machen?“
Nuris Verzweiflung springt durch die Telefonverbindung:
„Beruhige Dich, Nuri, beruhige Dich.“
„Ich habe angerufen, wie Sie mir gesagt haben und am Telefon haben sie gesagt, ich müsse vorbeikommen und jetzt lassen sie mich nicht rein. Warum sagen sie mir, dass ich vorbeikommen soll und dann lassen sie mich nicht rein?“
Und wieder öffnet sich für Nuri ein Abgrund des Nicht-Verstehens. Der ist diesmal kulturübergreifend. Selbst für den gemeinen Deutschen ist der Behördendschungel ein undurchdringliches, widersprüchliches Geflecht des kafkaesken Wahnsinns. Der Unterschied zwischen Nuri und dem Lehrer ist aber, dass es kein Sicherheitsmann je wagen würde, ihn, den Deutschen, wegzutragen.
„Was soll ich jetzt machen?“, klingt es aufgebracht durch das Telefon.
„Wir finden eine Lösung Nuri. Wir finden eine Lösung.“
Ein paar Tage zuvor hatte der Lehrerfreund, der von Nuri`s inzwischen mit ‚Herr Petr‘ angeredet wird, dem jungen Mann gesagt, dass er eine Wohnung für ihn habe. Ein Freund von Herrn Petr hatte berichtet, dass eine seiner Wohnungen leer steht. Eine kleine Einzimmerwohnung, in einem einfachen 50er Jahre Bau. Bezahlbar. Gute Lage.
Der Mentor fragt für seinen Schützling.
„Klar“, sagt der Freund unkompliziert, „sprich bitte mir Frau A. von der Hausverwaltung.“
Alles wird in die Wege geleitet.
„Ich bin der glücklichste Mensch von der Welt“, sagt Nuri.
Dann kommt der Anruf von Frau A.: Die Aufenthaltsgenehmigung von Nuri laufe in zwei Monaten ab, für so kurze Zeit könne man keinen Mietvertrag abschließen. Etwas naiv hatte der Mentor Nuri deshalb zur Ausländerbehörde geschickt. Er solle die Aufenthaltsgenehmigung vorzeitig verlängern lassen.
Das Ergebnis des Zwischenfalls: Keine Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung, aber der Mentor hat eine Ahnung davon, welche Steine auf Nuris Weg liegen.
Nuri bekommt die Wohnung trotzdem, denn mit zwei Sätzen räumt der Wohnungsfreund von Herrn Petr das Problem aus dem Weg: „Mach den Vertrag. Im schlimmsten Fall vermieten wir in zwei Monaten nochmal.“
„Sie sind ein guter Mensch Herr Petr“, sagt Nuri und Herr Petr lächelt.
Nächste Folge: Nuris Glaube (5)
2 Antworten auf „Nuris Wohnung (4)“
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