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Vaterliebe

Gestern war Herr K. bei französischen Freunden zum Abendessen eingeladen. Ein nachdenklicher Abend. Man sprach über das Sterben. Herr K. fragte den Gastgeber, ob seine Eltern noch leben würden und der erzählte, dass sein Vater schon lange tot sei und dass er und sein Vater aber eine Nicht Beziehung gehabt hätten. Nie habe er so etwas wie ein Vater-Sohn Gespräch erlebt. Es sei einfach nichts gewesen. Kein Vertrauen, keine Nähe. Nichts.

„Aber mein Vater hat Deutschland geliebt, als ich Kind war, sind wir jedes Jahr nach Bayern gefahren.“

„Sprach Dein Vater Deutsch?“, fragte Herr K.

„Er sprach Bayrisch.“

Wie es denn dazu gekommen sei, wollte Herr K. überrascht wissen.

Und der Freund erzählte: „Mein Vater war während des Krieges in deutscher Kriegsgefangenschaft. Erst in einem Stalag und später wurde er zur Zwangsarbeit auf einem Bauernhof am Chiemsee geschickt. Die Bauersleut haben ihn gut behandelt. Sie hatten selber einen Sohn. Der war im Krieg. In Russland. In Stalingrad ist er gefallen.“

Nach einer kurzen Pause setzte er stockend fort:

„Daraufhin haben die Bauersleut meinen Vater zu ihrem Sohn gemacht.“

Mit den letzten Worten brach der Erzähler in Tränen aus.

„Ich wünschte“, flüsterte der Freund, „ich hätte so viel Liebe von ihm erfahren.“

‚Was für eine traurig-schöne Geschichte‘, dachte Herr K. ‚welche Menschlichkeit in Zeiten des Krieges und wie entsetzlich traurig, dass der Vater dem Sohn die empfangene Liebe nicht weitgeben konnte.‘

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