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Herr K. und die Bücherfrage

Herr K. war bei einer Familie mit zwei Jugendlichen zum Abendessen eingeladen. Es ist eine Familie in der viel diskutiert wird und so entspann sich nach kurzer Zeit ein heftige Diskussion über den richtigen Umgang mit Sprache. Die Jugendlichen kritisierten aufs Schärfste, dass alte Bücher mit rassistischen, fremden- oder frauenfeindlichen Ausdrücken heute noch erscheinen dürften. Sie forderten die Entfernung oder mindestens die Überarbeitung solcher Bücher, um Rassismus, Fremden- und Frauenfeindlichkeit keinen Platz zu geben. Der Hinweis des Vaters, dass dies verdammt viel Ähnlichkeit mit der Bücherverbrennung der Nazis hätte, wurde mit großer moralischer Empörung zurückgewiesen, denn die jungen Leute wären schließlich gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit und die Nazis hätten genau das Gegenteil gewollt. Als darauf der Vater äußerte, dass die Nazis wahrscheinlich auch dachten, das Richtige zu vertreten, eskalierte die Situation und die beiden Jugendlichen verließen empört den Tisch.

Die Mutter, die versucht hatte, die Situation zu beruhigen, sagte zu ihrem Mann: „Du bist zu weit gegangen.“

Noch erregt von der Diskussion erwiderte der Vater: „Vielleicht, aber ich habe mühsam lernen müssen, dass die Welt nicht durch Worte besser wird, sondern nur durch Taten. Das waren bittere Erfahrungen, aber an ihnen bin ich gereift. Unseren oberschlauen Kindern fehlt es an Reife und Menschenkenntnis.“

Daraufhin wendete er sich an Herrn K., der die Diskussion schweigend verfolgt hatte und fragte: „Oder, was meinen sie Herr K.?“

„Nun“, sagte Herr K. lächelnd, „junge Menschen halten sich für oberschlau und alte meist für weise, vermutlich irren sie sich beide.“

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