Kategorien
...berichtet

Warum Demokratie autoritärer Herrschaft überlegen ist

Einführung
Heute gibt es viele Menschen, die glauben, dass autoritäre Systeme den westlichen Demokratien überlegen seien. Allen voran behauptet dies Chinas Machthaber Xi Jinping. Seiner Auffassung nach sind Demokratien schwach und den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht gewachsen.
Xi und andere kluge Menschen begründen dies mit der Tatsache, dass die Komplexität der Welt im 21. Jahrhundert offensichtlich immer mehr zunimmt und demokratische Prozesse viel zu langsam sind, um auf diese Komplexität adäquat reagieren zu können.
Zweifellos ist der Aufstieg Chinas in den letzten 30 Jahren ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie erfolgreich ein autoritäres System sein kann.
Aber Xi Jinping irrt.
An dieser Stelle sei ein Leitsatz der Kybernetik herangezogen: Steigende Komplexität lässt sich nur durch höhere Variabilität lösen.
Ich möchte das am einfachen Beispiel einer Straßenkreuzung erklären.  Bei wenig Verkehr reicht die einfache Regel rechts-vor-links. Nimmt der Verkehr zu, steigt die Komplexität und eine Ampel wird installiert. Variabilität wird in Regeln gezwängt. Bei noch mehr Verkehr wird die Kreuzung umgebaut und zusätzlich eine Linksabbiegerampel installiert usw. Die Komplexität wird in immer engere Regeln gezwängt und trotzdem kommt es zu mehr Stau. Wie löst man das Problem?
Indem man eine höhere Variabilität schafft und einen Kreisverkehr baut. Dort können theoretisch alle Fahrzeuge von allen Seiten  gleichzeitig hineinfahren und an jeder beliebigen Stelle wieder rausfahren. Kreisverkehre sind eine genial einfache Lösung  mit hoher Anpassungsfähigkeit und Flexibilität.
Warum Demokratien aber in Flexibilität, Variabilität und Anpassungsfähigkeit autoritären Regierungsformen überlegen sind und wie das mit der Entstehung der Demokratie  zusammenhängt, möchte ich im Folgenden ausführen.

Die Gefahren absoluter Macht
Wenn eine Erkenntnis über Herrschaft für alle Zeiten und alle Kulturen richtig sein dürfte, dann ist es die Aussage von Lord Acton: „Macht korrumpiert. Absolute Macht korrumpiert absolut.“

Anders gesagt: Macht steigt dem Menschen zu Kopf, egal wie sehr ein Alleinherrscher versucht,  sich davor zu schützen. Trotz aller moralischen Appelle an die Herrscher, trotz aller Versuche,  ‚gute Könige‘ zu erziehen, trotz des flehentlich erbetenen Beistand Gottes, trotz aller Versuche Herrscher strukturell zu verbessern, etwa durch Versuche römischer Kaiser geeignete Nachfolger durch Adoption ins Amt zu bringen, bleibt gute Herrschaft, selbst in demokratischen Ländern, immer ein Produkt des Zufalls, wie man an Donald Trump und Boris Johnson sehen kann.

Nicht nur in der Vergangenheit war es also Glück oder Pech, ob man einen guten oder einen schlechten König bekam und für die Zeitgenossen waren die ‚guten‘ Könige oft gar nicht so gut. Friedrich II, der erst von den nachfolgenden Generationen zum ‚Großen‘ gemacht wurde, starb nach 46 Jahren Regierungszeit und seine Untertanen waren erleichtert, weil sie endlich einen neuen Herrscher bekamen und sich Verbesserungen erhofften, denn nach Friedrichs II stürmischen und kriegerischen Anfangsjahren war seine Regierung mehr und mehr erstarrt. Die Zeit drehte sich weiter, aber Reformen blieben aus.

Die Hoffnung auf Reformen durch den Nachfolger von Friedrich dem Großen erfüllten sich nicht, denn Friedrich-Wilhelm II war ein schwacher Monarch. Also musste das Volk weitere elf Jahre warten, bis auch dieser König starb und einen preußischen König später kam Napoleon, der alles in Europa umwarf und dadurch die in Preußen dringend notwendigen Hardenberg/Steinschen Reformen ermöglichte.

Reformen durch Tod
Veränderungen und wichtige Reformen finden in Autokratien, Diktaturen, Monarchien, Sultanaten etc. nahezu ausschließlich durch den Tod eines Herrschers, durch verlorene Kriege oder auf Grund von Aufständen statt, wobei die erfolgreichen Aufstände meistens mit der Beseitigung des Herrschers einhergehen. Wenn man aber auf den Tod des Herrschers warten muss, kommt es zu politischem Stillstand, wenn er lange lebt.

Ludwig XIV regierte 72 Jahre, Kaiser Franz-Joseph von Österreich immerhin 68 Jahre. Sie sind europäische Beispiele, die einen gewaltigen Reformstau hinterließen und deren Herrschaftssysteme nicht mehr lange überlebten. Das gleiche gilt für Sultan Abdul Hamid II, der 33 Jahre an der Macht blieb  dessen osmanisches Reich kurze Zeit nach ihm unterging.

In all diesen Fällen (und vielen anderen mehr) wurden die nachfolgenden Reformen durch blutige Unruhen, Kriege oder Revolutionen erzwungen. Erneuerung kann in autoritären Systemen nur blutig oder im besseren Fall durch den Tod des Herrscher eingeleitet werden. Anders als Demokratien, wie sich am Beispiel Englands oder der Schweiz nachweisen lässt, sind autoritäre Systeme nicht in der Lage, sich selbst zu erneuern.

In der Konsequenz bedeutet das, dass für Reformen in autoritären Systemen der Herrscher sterben muss. So war es auch in China. Erst als Mao Zedong 1976 nach 27 Jahren Herrschaft starb, konnte sein Nachfolger Deng Xiaoping China reformieren, die schlimmsten Auswüchse von Maos Herrschaft beenden, das Volk satt machen und nicht zuletzt Chinas Weg zur Weltmacht ebnen.

Wenn ein Herrscherwechsel nicht durch Aufstände erzwungen wird, lässt er sich am einfachsten erreichen, indem man den Herrscher (oder die Herrscherin) ermordet. Im Römischen Reich und bis ins späte Mittelalter war das eine in Europa verbreitete Methode, ebenso im osmanischen Reich und auch in China. Natürlich führten diese Herrscherwechsel nicht immer zu positiven Reformen, oft genug  zum genauen Gegenteil, trotzdem hoffen auch heute viele, das Wladimir Putin durch einen Palastputsch zu Fall gebracht wird, weil sie erwarten, dass es dann besser werde. Das ist eine schöne, aber leider zweischneidige Hoffnung, weil es auch schlimmer werden kann.

Also: Reformen finden in autoritären Systemen – wenn überhaupt – nach Herrscherwechseln statt. Nur warum ist das so?

An dieser Stelle ist ein Blick in die menschliche Natur nötig.

Die menschliche Natur und die Zähigkeit von Ideen
Jeder Mensch wächst auf mit den Ideen seiner Zeit. Sie entstehen in einer hochkomplexen Melange von Genen, Physis, Familientraditionen, Erziehung, sozialem Umfeld, öffentlicher Meinung und Kultur. In dieser Melange entwickeln Menschen ihre Vorstellungen vom Menschen, vom Leben, vom Glauben, von der Gesellschaft  usw. Diese Vorstellungen bleiben ein Leben lang relativ stabil, womit aber nicht gemeint ist, dass Menschen sich nicht vom Links- zum Rechtradikalen wandeln können, wie man es bei dem inzwischen rechtsradikalen Horst Mahler beobachten konnte. In so einem Fall ändern sich nur die vordergründigen Argumentationslinien, die einem dahinterliegendes Menschen- und Gesellschaftsbild übergestülpt werden.

Wie wenig sich eigene Ideen ändern, hat mich selbst sehr überrascht als ich zufällig eine meiner neuen Ideen fast wörtlich in einem alten Tagebucheintrag von vor 40 Jahren wiederfand.

Auch wenn man nicht immer vom Einzelfall auf das Allgemeine schließen sollte, so bleiben etablierte Ideen und Konzepte zäh. Das Gottesgnadentum schaffte es jahrhundertelang den Untertanen Sand in die Augen zu streuen, aber auch drei Generationen Sowjetbürger können von der Beharrlichkeit der Ideen ein Lied singen.  

Alleinherrscher sind besonders gefährdet, an einmal festgelegten Konzepten festzuhalten, denn je länger sie regieren, desto mehr umgeben sie sich zunehmend mit Schmeichlern und Speichelleckern, die ihnen nach dem Mund reden und dafür sorgen, dass die Realität mehr und mehr ausgesperrt wird. Das Ergebnis eines solchen Prozesses lässt sich, soviel scheint klar, bei Wladimir Putin besichtigen, der zu Beginn seines Krieges gegen die Ukraine annahm, dass Kiew in wenigen Tagen fallen und die Bevölkerung ihn jubelnd begrüßen würde. Putin, seine Vasallen und seine Soldaten waren völlig überrascht, dass die Ukraine sich gegen ihren Untergang wehrt. Dieser Verlust von Realitätsbezug ist nicht nur typisch, sondern zwangsläufig für langlebige Herrscher, die in einer nie ganz zu verhindernden Blase leben. 

Spätestens durch Kriege, Aufstände oder Verhaftung müssen langlebige Alleinherrscher feststellen, dass ihre alten Antworten und Ideen nicht mehr zu den Problemen und Fragen der Zeit passen. An dieser Stelle sei an Honecker, Gaddafi oder Ceaușescu, aber auch Gorbatschow oder Wiktor Janukowitsch erinnert. Ihr Antworten passten nicht mehr zur neuen Zeit und ihre Herrschaft wurde mehr oder weniger brutal beendet. Wie gesagt, Erneuerung tritt bei autoritären Systemen bestenfalls ein, wenn die Herrscher abtreten.

Max Planck hat – bezogen auf Naturwissenschaften – sinngemäß formuliert: Neue Wahrheiten triumphieren nie, ihre Gegner sterben nur aus.[i] Man kann dasselbe auch bei politischen und gesellschaftlichen Maximen beobachten.

So war z.B. Wandel durch Handel seit den 70er Jahren deutsche Staatsräson. Obwohl die Zeichen spätestens seit der russischen Annexion der Krim 2014 überdeutlich wurden, dass diese Maxime keine Gültigkeit mehr hat, wurden diese Widersprüche schlicht und ergreifend ignoriert und erst nach dem Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine hat man erkannt, dass Wandel durch Handel nicht mehr passt. Das ist sowohl tragisch als auch menschlich, denn Krieg ist eine Antwort auf nicht beachtete oder falsch beantwortete Probleme.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Menschen und Gesellschaften sind träge, wenn es darum geht beim Denken die Richtung zu ändern und auf die Fragen von heute neue Antworten zu geben.

Es gibt zwei grundsätzliche Probleme von Herrschaft

– Die Korrumpierbarkeit der Macht,
– Gute und schlechte Herrschaft als Zufallsprodukt,

und ein zusätzliches für autoritäre Herrschaft

– Seltene Machtwechsel.

Die Fragen, die sich unsere klugen Vorfahren über Jahrhunderte also immer wieder stellten, lauteten salopp formuliert:

– Wie kann man Macht so gestalten, dass sie nicht absolut korrumpiert werden kann?

– Wie kann man schlechte Herrschaft friedlich beenden?

– Wie kann man der Erneuerung eine Chance geben?

Demokratie als Lösung
Diese Fragen sind nicht trivial, wenn man daran denkt, dass Menschen jahrhundertelang annahmen, dass Herrscher von Gott eingesetzt werden.

Anders als in allen anderen Regionen der Welt, gab es in Europa demokratische Vorbilder. Die antiken griechischen Stadtstaaten waren zwar keine Demokratien im heutigen Sinne, aber es gab ein Mitbestimmungsrecht von ausgewählten Bürgern. Im  römischen Reich setzte sich diese Tradition fort und die Wahl von Kaisern, Königen, Fürsten, Äbten, Bürgermeistern usw. zieht sich mehr oder weniger kontinuierlich durch große Teile der europäischen Geschichte.

Das älteste und durchgängigste Wahlverfahren einer „Regierung“ ist übrigens die Papstwahl, wobei sich allerdings dieselben o.g. Fragen stellen. Beim Papst wird seit längerem das Problem zu seltener Machtwechsel dadurch gelöst, dass man überwiegend alte Männer zu Päpsten wählt. Deren Regierungszeit ist durch ihre Lebenszeit natürlich begrenzt. Das ist eine durchaus pragmatische Methode zur Lösung, die aber gleichzeitig eine ganze Reihe anderer Fragen aufwirft.

Um auf die demokratische Entwicklung Europas zurückzukommen, muss man außerdem festhalten, dass es dort seit dem frühen Mittelalter eine Dichotomie der Macht gab. Um zwei bedeutende Machtzentren kreiste Europa: den Papst und den Kaiser. In einem jahrhundertelangen Wechselspiel der Kräfte und Allianzen brauchten beide Seiten Verbündete. Adel, Klerus und Bürger nutzten das sich stetig verändernde Machtgefüge dazu, sich mehr Freiheit und Unabhängigkeit zu verschaffen.

In diesem Spannungsfeld von institutionellen Wahlen auf der einen und Allianzen mit den beiden Machtzentren auf der anderen Seite entstanden die Ideen der Demokratie.

Natürlich war das ein langer Prozess. Gewaltenteilung lässt sich nicht per Gesetz dekretieren, denn alle Seiten, Regierende und Regierte müssen bereit sein, sich dem Ergebnis zu unterwerfen. Ebenso muss eine Gesellschaft lernen, abweichende Meinungen auszuhalten und sich einer Mehrheit, innerhalb definierter Leitplanken, unterzuordnen. Winston Churchill hat das auf den Punkt gebracht: „Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen“. Es braucht Generationen, um dieses gemeinsame Verständnis zu entwickeln, aber es kann funktionieren, wie man nicht nur in Europa, sondern auch an Indien, Taiwan, Korea und in Teilen Afrikas sieht.

Demokratie ist fürwahr keine perfekte Lösung. Der bereits erwähnte Winston Churchill hat es in einem Bonmot auf den Punkt gebracht: „Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen, abgesehen von all den anderen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert wurden.“ Die USA und auch Großbritannien haben Verfassungen, die recht alt sind und wohl einer Generalüberholung bedürften. Wahrscheinlich wird auch die heutige deutsche Verfassung in 200 Jahren nicht mehr dem Stand der Zeit entsprechen. Deshalb waren die Gründerväter und -mütter des Grundgesetzes so klug, nur die ersten 20 Artikel zu den sogenannten ‚Ewigkeitsartikeln‘ zu erklären.

Demokratie ist anders gesagt, eine pragmatische Form der Organisation eines Staates, die auf der Erkenntnis aufbaut, dass Macht auf Dauer verliehen nicht nur schädlich, sondern höchst gefährlich ist und dass Diskurs nicht immer, aber auf Dauer, die besseren Lösungen hervorbringt.

Damit unterscheidet sich Demokratie von autoritären Regierungsformen. Weil Probleme sich in aller Regel besser durch Diskurs lösen lassen, wurde der Diskurs in der Demokratie institutionalisiert. Natürlich entstehen auch in Demokratien Dummheiten, aber dann gibt es nach einiger Zeit Wahlen, um dem Volk die Gelegenheit zu geben, seine Meinung kund zu tun und zu entscheiden: „Mit Euch nicht mehr. Ihr bringt es nicht.“ So kann das politische System vom Volk in vergleichsweise kurzen Abständen zu Kurskorrekturen gezwungen werden. Unzufriedenheit wird kanalisiert. Dadurch werden nebenbei auch Revolutionen verhindert. Zwar gibt es auch in Demokratien Unruhen, aber keine systemstürzenden Revolutionen. Die sogenannte 68er Revolution hat, obwohl so genannt, lediglich die kulturellen, nie aber die strukturellen Grundfeste der Bundesrepublik (oder anderer Länder) ins Wanken gebracht.

Außerdem ist Demokratie durch die oben beschriebenen Merkmale ein zwar langsamer, aber mal mehr mal weniger dynamischer Problemlösungsprozess. Selbst auf kurze Sicht kann sich eine Regierung nicht erlauben, gravierende Probleme dauerhaft zu ignorieren.

Vorteil und Gefahr autoritärer Herrschaft
Das Problem von Demokratien ist allerdings, dass demokratische Lösungen oft unerträglich lange dauern. Hier sind Alleinherrscher im Vorteil. Sie brauchen sich nicht an das ganze umständliche, gelegentlich unverständliche demokratische Procedere zu halten, sondern sie dekretieren und es wird auf Gedeih und Verderb umgesetzt. Wenn sie Glück haben, treffen sie den Nerv der Bevölkerung. Gelingt das, erscheinen sie unglaublich attraktiv!

Deng Xiaoping ist so ein Beispiel, wobei man nicht vergessen darf, dass er später den Erfolg seiner Reformen mit dem Blut seiner Studenten bezahlen ließ.

Grundsätzlich gilt aber: Bleibt ein Herrscher lange an der Macht, erlischt der Reformschwung des Anfangs und es kommt, früher oder später, zu einer Agonie des Systems. Der Versuch, diese Agonie zu stabilisieren, erfolgt entweder durch ideologische Phrasen oder durch Krieg. Phrasen sind ein Kitt, der nicht lange hält, Krieg bringt Unglück über die Völker.

In diesem Sinne noch ein Wort zu China. China wurde 27 Jahre lang von Mao Zedong aufs brutalste beherrscht. Danach regierte Deng Xiaoping, der nicht nur tiefgreifende wirtschaftliche Reformen einleitete und einen Aufstand seines Volkes niederschlug, sondern auch die Klugheit besaß, die Gefahr absoluter Macht zu erkennen. Deshalb hat er, in Kenntnis der menschlichen Natur, die Amtszeiten für den Präsidenten auf zwei beschränkt. 

Diese weise Regelung hat Xi Jinping abgeschafft.

Für China und die Welt verspricht das nichts Gutes.

© 2023 Peter K. ®


[i] Korrekt: „Die Wahrheit triumphiert nie, Ihre Gegner sterben nur aus.“
Oder in der längeren Version:
„Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, daß ihre Gegner allmählich aussterben und daß die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist.“ — Max Planck deutscher Physiker 1858 – 1947

Kategorien
...berichtet

Aktionen der letzten Generation

Wenn man heute jemanden auf „etwas aufmerksam machen will“, dann geschieht das fast immer aus der Perspektive moralischer Überlegenheit. Aus diesem Grund bereitet es mir Unbehagen jemanden auf etwas „Aufmerksam machen“, denn es handelt sich dabei fast immer um Aktionen junger Menschen, die uns auf unsere Fehler aufmerksam machen.

Nun haben wir – zu unserer Zeit  – genauso mit dem Finger auf die Fehler unserer Vorfahren gezeigt und genau wie wir, übersehen sie die Sache mit dem Splitter und dem Balken. Aber das ist eine andere Geschichte.

Beruhigend ist immerhin, dass keiner der aktuell Aufmerksammachenden (sic!) deswegen auf die Idee kommt, Menschen umzubringen oder Flugzeuge zu entführen, aber das kann ja noch kommen.

Kategorien
...berichtet

Bemerkungen zum Krieg (5)

16.10.2022
Jetzt haben wir uns an den Krieg gewöhnt. Es ist erstaunlich, wie schnell das geht. Die Meldungen beherrschen nicht mehr die täglichen Schlagzeilen. Wir verfolgen die Entwicklung an der Front und die Bewegungen der Frontlinie mit einer gewissen, teilweise optimistischen Neugier. Doch Optimismus ist fehl am Platz.
Vielleicht wird es der Ukraine im Süden gelingen bis zum Winter die Russen hinter den Dnepr zurückzuschlagen. Und dann?
Der Dnepr ist bei Cherson 800 Meter breit, etwas oberhalb fast acht Kilometer. Wie will die Ukrainische Armee dieses Hindernis überwinden, nachdem sie selber nahezu alle Brücken zerstört hat, um die Russen von der Versorgung abzuschneiden? Wie will sie die Russen aus der Krim verjagen? Und selbst wenn das gelänge, kann Rußland jederzeit an anderer Stelle der sehr langen Grenze neue Angriffe starten. Das würde zu einem permanenten Kriegszustand, wie an der innerkoreanischen Grenze führen.

Auch wenn ich mir einen Sieg der Ukraine wünschen würde, nach derzeitigem Stand der Dinge können weder Rußland noch die Ukraine den Krieg militärisch für sich entscheiden.

Die nahezu unlösbare Aufgabe ist es also, diesen Krieg früher oder später zu beenden und ich hoffe, dass unsere Regierungen ihre geheimen Kanäle nutzen, um diesem Ziel näher zu kommen.
Leider werden wir erst in 20 oder 30 Jahren mehr darüber wissen, was hinter den Kulissen passiert. Jetzt ist das unmöglich und das ist gut so!

Siehe auch: Bemerkungen zum Krieg 4 – Peter K.

Kategorien
...berichtet

Bemerkungen zum Krieg (4)

4.5.2022

Offene Briefe und Wendehälse

Der offene Brief von Edgar Selge, Alice Schwarzer, Lars Eidinger und anderen hat in den letzten Tagen für viel Empörung gesorgt. Grundsätzlich ist Empörung ein schlechter Ratgeber, denn meistens haben sich die Empörten nicht mit der Sache beschäftigt, sondern empören sich auf Grundlage einer Schlagzeile. Die wird nur halb gelesen und schon schwillt der Adrenalikamm.

Dieser offene Brief hat nichts Empörenswertes, sondern offenbart ein gehöriges Maß an Hilflosigkeit und – ich muss es leider sagen – Naivität. Bei Einigen, obwohl prominent, sind in den nachträglichen Erläuterungen zudem deutliche Spuren von Dummheit und mangelnder Menschenkenntnis zu erkennen. Das muss niemanden überraschen, denn jeder von uns ist schließlich manchmal dumm.

Wenn man sich schon empören will, dann ist etwas anderes viel empörenswerter. Ich meine damit die moralinsauren Pazifisten, wie beispielsweise unseren verehrten Hofreiter Anton sowie diverse Journalisten und Talkshowköniginnen, die lange Zeit ihren Pazifistismus mit dem Inbrunst der Überzeugung vor sich hertrugen, wie ein katholischer Priester die Monstranz. Kaum hat der Krieg begonnen, halten sie es mit Konrad Adenauer, zucken die Schultern und sagen: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.“

Zweifel scheinen diesen Meinungsführern nicht zu kommen. Sie wissen schließlich immer was richtig und was falsch ist.

Offen gestanden, sind mir da Alice Schwarzer und Co. doch lieber.

Erfolgsmeldungen und Kriegsverlauf

Bei der Lektüre der Deutschen und internationalen Presse kann man immer weider von den Erfolgen der Ukraine lesen. Kiew wurde erfolgreich verteidigt, ein Schiff wurde versenkt, die Moral der Russen ist schlecht und sie kommen nur langsam voran.

Das freut sicher nicht nur mich. Wer wünscht nicht den heldenhaften kämpfenden Ukrainern den Erfolg?

Aber ist hier vielleicht mehr der Wunsch der Vater des westlichen Gedankens? Ist es realistisch?

Wir neigen dazu, mehr die Dinge wahrzunehmen, die unsere Meinung und unsere Hoffnungen bestätigen und die Berichterstatter aus dem Kriegsgebiet sind nicht frei davon.

Denn wenn ich den Blick auf die Landkarte werfe, kommen mir Zweifel an diesem Optimismus. Große Gebiete der Ukraine sind bereits von den Russen erobert. Odessa ist unmittelbar bedroht und wenn die Ukraine vom Meer abgeschnitten ist, dann wird es sehr schwer für sie.

Ich bin wahrlich kein Militärexperte, aber der Blick auf die Landkarte sagt mir nichts Gutes.

siehe auch: Bemerkungen zum Krieg 3 – Peter K.

Kategorien
...berichtet

Die seltsamsten Menschen der Welt

Liebe Leserschaft,
normalerweise möchte ich natürlich, dass Ihr meinen Blog lest, aber dieses Mal möchte allen das Buch von Joseph Henrich: Die seltsamsten Menschen der Welt ans Herz legen. Es handelt sich um ein wissenschaftliches Buch über die kulturelle Evolution des Abendlandes.

Ich halte das Buch für eine der wichtigsten wissenschaftlichen Publikationen die ich kenne und würde es, auch wenn es vielleicht etwas vermessen ist, in eine Reihe stellen mit Darwins: Entstehung der Arten oder Kopernikus: De revolutionibus orbium coelestium. Das Faszinierendste dieses Buches ist, dass Henrich eine unglaubliche Menge an Daten, Statistiken, Erkenntnissen und Experimenten aller Humanwissenschaften (Soziologie, Psychologie, Volkswirtschaft, Anthropologie, sogar Medizin) zusammenträgt und in ein Gesamtkonzept zur Entwicklung von Gesellschaften überführt. Dabei geht er wissenschaftlich exakt vor und hat gleichzeitig einen lässigen und angenehmen Schreibstil (wie es nur die Amerikaner können).

Das Buch ist dick (mit 300 Seiten Apparat) und auch nicht ganz einfach. Allerdings kann man viele Stellen kursorisch lesen, weil diese in erster Linie dazu dienen, gegenüber der Wissenschaftgemeinde Methodik und Seriosität darzulegen.

Die Ideen sind ausgesprochen anregend, auch wenn ich vermute, dass Henrich an einigen Stellen über das Ziel hinausgeschossen ist, aber das betont er selber auch immer wieder.

Kleiner Tipp: Notiert Euch verwendete Abkürzungen oder Fachbegriffe, das hilft beim Lesen.

Wer es gelesen hat, mit dem würde ich sehr gerne in Austausch treten, entweder hier oder per Mail oder persönlich bei einem meiner Berliner Tafegespräche.

Kategorien
...berichtet

Bemerkungen zum Krieg (3)

19.4.2022
Lügen
Bismarck hat einmal gesagt: „Es wird selten so viel gelogen, wie vor Wahlen, während des Krieges und nach der Jagd.“

Rußland lügt so sehr, dass sich die Balken biegen. Ohne Frage. Aber auch die Ukraine lügt. Die Ukrainie muss lügen. Natürlich. Gezielt gestreute Informationen gehören zur Kriegsführung. Damit sind nicht die ukrainischen Aussagen über Massaker und Kriegsverbrechen der Russen gemeint, aber vielleicht die permanente Forderung der Ukrainer nach schweren Waffen, weil damit dem Gegner vorgetäuscht werden soll, dass man nur wenige habe. Damit kann man ihn u.U. in eine Falle locken. Krieg ist immer auch ein Krieg der Informationen. Seien wir vorsichtig: nur weil die Ukraine das Opfer eines böswilligen, widerwärtigen Angriffskrieges ist, ist sie nicht über jeden Verdacht erhaben.
Womit wir beim zweiten Punkt wären.

Sauberer Krieg
Einen sauberen Krieg gibt es nicht. Krieg bringt die schlechtesten und die besten Seiten im Menschen hervor. Wer das nicht glaubt, lese einmal das Buch der italienischen Journalistin Orianna Fallaci : „Wir: Engel und Bestien“ über den Vietnamkrieg. Es ist das ehrlichste Antikriegsbuch, dass ich kenne.
Im Krieg wird der Mensch zur Bestie und deshalb werden wir nach diesem Krieg viele Berichte über die Verbrechen beider Seiten zu lesen bekommen.

So oder so, Krieg ist schmutzig und es gibt keine einfachen Lösungen. Ein Gaslieferstopp wird diesen Krieg weder heute noch morgen beenden. Schwere Waffen werden der Ukraine helfen, aber ob es klug ist, öffentlich zu verkünden wann was wohin geliefert wird?
Was wirklich geschieht, werden wir erst in ein paar Jahren erfahren.

Siehe auch: Bemerkungen zum Krieg 2 – Peter K.

Kategorien
...berichtet

Bemerkungen zum Krieg 2

6.3.2022
Europa
Es ist nicht schön, das sagen zu müssen, aber das Gefühl der Zusammengehörigkeit einer Nation wird oft erst durch äußere Bedrohungen hervorgerufen oder wenigstens verstärkt. In diesen Situationen bilden sich jene nationalen Mythen, durch die ein Nationalgefühl ensteht.

Nun wird zum ersten Mal die Europäischen Union von außen bedroht. Vielleicht ist dies der Moment in dem Europa von einer ‚Verstandesunion‘ zu einer ‚Herzensunion‘ übergeht.

6.3.2022
Volksnähe
Bisher kannten wir vom Herrscher aller Reussen nur Bilder, die ihn in riesiger Distanz zu seinen Speichelleckern (=Sicherheitsrat u.a.) zeigte. Selbst seine westlichen Gesprächspartner setzte er, zwecks Demütigung, ans andere Ende eines sechs Meter langen Tisches.
Gestern nun zeigte er sich der Welt inmitten einer Gruppe von ‚Stewardessen‘, in einem bunkerähnlichen Raum, nett am Tisch sitzend und Tee trinken.

Was will uns das sagen?

Wenn ein Diktator Volksnähe sucht, dann befürchtet er, dass sein Volk ihm nicht mehr nahe sein möchte.

P.S.: Übrigens hat während der ganzen 10 minütigen Filmaufnahme keine Einzige den Tee auch nur angerührt.

5.3.2022
Krieg gebiert Krieg
Wird es Krieg geben im Rest Europas? Gut möglich! Krieg gebiert Krieg, auch wenn man es nicht will. Krieg ist wie eine Hydra. Hitler wollte „nur“ „Lebensraum im Osten“ erobern und dann war er unerwartet im Krieg mit Frankreich und England, dann musste er (aus militärischer Sicht) in Jugoslawien und Griechenland einmarschieren, dann auch noch nach Afrika, um Italien zu helfen erst dann ging es gegen Rußland.
Oder Napoleon, ohne Krieg hatte er keine Legitimation und es trieb ihn immer weiter, auch nach Rußland, ein Drama lange bevor er Moskau erreichte.

Heute haben wir dazu noch Putin. Putin ist wahrscheinlich so unberechenbar wie Hitler. Ich halte es für möglich, dass er in seiner Überheblichkeit, seinem Zorn, seinem Hass und seiner Angst bereit ist, die Welt mit in den Abgrund zu zerren, nach der Devise: „Dann seht ihr endlich, was ihr davon habt.“
All das zusammen genommen ergibt leider eine unangenehm hohe Wahrscheinlichkeit, dass dieser Krieg nicht auf die Ukraine beschränkt bleibt. Und dann?
Dann Gnade uns Gott!

2.3.2022
Rußland wird scheitern
Warum ist der Mensch unfähig aus der Geschichte zu lernen? Alle sollten Barbara Tuchmann lesen: Die Torheit der Regierenden

https://www.fischerverlage.de/buch/barbara-tuchman-die-torheit-der-regierenden-9783596153947

Zwei Fragen
Wie lange dauert es, bis sich ein solcher Stau auflöst?

Erinnerungen
Wenn ich in diesen Tagen an Wladimir Putin denke, dann sehe ich die Bilder vom rumänischen Schreckensherscher Nicolae Ceaușescu kurz vor seiner Erschießung.

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/video224912.html

Oder ich sehe das Bild, das aufgenommen wurde, als der irakische Gewaltherrscher Saddam Hussein gerade aus seinem Versteck in einem Erdloch gezogen worden war.

https://www.nzz.ch/international/der-diktator-wird-aus-der-grube-geholt-ld.1444395

Oder ich sehe das Bild des toten, libyscher Langzeitdiktator Muammar al-Gaddafi, der sich in einem Abwasserkanal versteckt hatte, bevor er gelyncht wurde.

https://www.nachrichten.at/nachrichten/ticker/UEbergangsrat-will-Gaddafi-Tod-untersuchen;art449,747763

Warum nur fallen mir diese Bilder ein?

(Aus urheberrechtlichen Gründen können die Bilder nicht angezeigt werden.)

Kategorien
...berichtet

Bemerkungen zum Krieg (1)

Kriegsbeginn

Das Putin den Krieg beginnen musste, war klar. Wer 100 oder 150tausend Soldaten in Frontbereitschaft versetzt, braucht mindestens noch einmal so viele Soldaten, um die Logistik sicherzustellen. Insgesamt waren also mindestens 30% der russischen Armee (Personalstärke ca. 1 Mio. Mann) in den Aufmarsch involviert. Auch ein Alleinherrscher kann bei solchen Dimensionen keinen Rückzieher machen, ohne das Gesicht zu verlieren.

Merkwürdig

Diese Fernsehbilder von Putin und Macron bzw. Scholz sechs Meter auseinandersitzend, wirken surreal. Noch bizarrer waren die Bilder der inszenierten „Besprechung“ des russischen Sicherheitsrates. Ein abgehobener Alleinherrscher mit seinen Claqueuren, die alle weit entfernt sitzen, erinnern an die spanische Hofettikette des 18. Jahrhunderts. Putin wirkt entrückt.
Es wird erzählt, dass Merkel denkt, dieser Mann habe den Kontakt zur Realität verloren.
Wenn man diese Bilder sieht, kann man sich dieses Eindrucks nicht erwehren.

Scheitern

Putin will, wie Hitler, die Zeit zurückdrehen. Allein deshalb wird er scheitern. Hitler hat in völliger Selbstüberschätzung, seine Soldaten ohne Winterausrüstung nach Russland marschieren lassen. Putin lässt seine Soldaten ohne substanzielle wirtschaftliche Basis Rußlands in die Ukraine einmarschieren.
Er wird die Ukraine besiegen, das ist sicher.
Und dann?
Das weit größere Problem ist es, Frieden herzustellen. Da wird Putin scheitern. Wir haben es in Afghanistan und im Irak gesehen.

Die Zukunft Rußlands

Dieser Krieg scheint die wiedererstarke Macht Rußland zu symbolisieren. Merkwürdigerweise fällt mir in diesem Zusammenhang nur das berühmte Brecht Zitat ein:

„Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

Den kalten Krieg hat Rußland verloren, vor allem wegen seiner wirtschaftlichen Schwäche. Diesen Krieg wird es längerfristig auch verlieren, wegen seiner wirtschaftlichen Schwäche.

Kategorien
...berichtet

Herr K. und das Reisen

Wer liebt es nicht zu Reisen? Wer möchte nicht einmal im Leben den Eifelturm besucht haben, wer geht nicht gern in den Louvre, um die Mona Lisa oder die Nike von Samothrake zu sehen? Wer bewundert nicht gerne die Grabbeigaben des Tutenchamun in Ägypten oder die beeindruckenden Ruinen von Pompeij? Wer möchte nicht gern im Kreuzgang des Mont Saint Michel sitzen und dem Kommen und Gehen des Meeres zusehen?

Nun, Menschen, die sich nicht für Kultur interessieren, brauchen nicht weiterlesen, denn ihnen bleibt vieles erspart. Die anderen kennen die Probleme.

Vor dem unvergesslichen Erlebnis stehen die Schlangen, die erste an der Kasse. Je nachdem kann das dauern, weshalb das praktische Zeitfensterticket erfunden wurde, mit dem Nachteil, dass der Museumsbesuch genau in die Zeit des Aufenthalts fällt, wo es gerade einmal nicht regnet oder man erschöpft von anderen Aktivitäten lieber ein kleines Schläfchen machen würde.

Hat man die Schlange am Ticketschalter überwunden, geht es zur Garderobe (Taschen größer als ein Nähkästchen sind nicht gestattet), schließlich steht man in die Schlange vor dem Eingang des Hochsicherheitsbereichs, wo man mehr oder weniger intensiv durchleuchtet wird, um sich schließlich durch heftiges Gedränge in den richtigen Gang zu schieben, bis man vor dem Allerheiligsten steht. Man versucht die Mona Lisa zu erfassen oder die Nike oder die Maske des Tutenchamun. Es gestaltet sich schwierig, weil irgendjemand immer im Weg steht oder ein anderer sein Handy über den Kopf hält, um das Foto zu machen, das Millionen andere auch schon gemacht haben.

Nun, und dann ist er da der magische Moment, man steht frei vor dem Heiligtum und kann endlich, endlich für ein paar Sekunden einen unverstellten Blick auf das Kunstwerk werfen, bevor einen unvermittelt eine chinesische Touristin von hinten an beiden Armen packt, beiseite schiebt, weil man ihr für das Selfie mit Mona Lisa im Weg steht.

Was würde der arme Walter Benjamin nur dazu sagen?

Genuss ist etwas anderes, aber immerhin kann man zu Hause erzählen: „Ich habe es gesehen“, so wie meine Großmutter tief bewegt nach Hause kam und uns berichtete, sie habe den Heiligen Rock in Trier gesehen.

Wahlweise kann die obige Erzählung abgewandelt werden. Versuchen sie mal im Hochsommer auf den Mont Saint Michel zu kommen. Zwanzigtausend andere versuchen es ebenso. Wenn sie es geschickt anstellen, brauchen sie nicht zu gehen, die Masse schiebt sie mit sich.

Was kann einem Besseres passieren?

Gut, es ist nicht Jedermanns Geschmack, kann ich verstehen. Meiner ist es auch nicht. Ruhe und Platz gehören zum Kulturgenuss. Aus diesem Grund haben wir einen anderen Weg gewählt: Wir reisen – nicht immer, aber immer öfter – antizyklisch. Das hat Nachteile, aber für uns überwiegen die Vorteile, denn wer sich darauf einlässt, kann außergewöhnliche Erfahrungen machen.

Waren sie schon einmal Anfang Dezember auf dem Mont Saint Michel?

Oder kurz vor Weihnachten in der Villa Ephrussi de Rothschild an der Cote d‘Azur?

Waren sie schon einmal in Ägypten und niemand, wirklich niemand stand vor der Totenmaske des Tutenchamun?

Waren sie schon einmal Ende Februar auf Capri oder in Neapel?

Wenn ich nun sage, dass das Momente meines Lebens gewesen sind, die mich zu Tränen gerührt haben, dann ist das nicht metaphorisch gemeint.

Wenn man Anfang Dezember, an einem kühlen, aber sonnigen Morgen den Mont Saint Michel betritt, den Weg hinauf zum Kloster einschlägt und seinen Obolus bezahlt hat, dann schreitet man allein, ganz allein durch die Kirche deren Bau, durch den hundertjährigen Krieg unterbrochen, spätromanische und hochgotische Teile miteinander verbindet und man geht von der Terrasse kommend, durch die schmale Tür erst ins Dunkle hin zum Licht des Chores und wenn man sich dann umwendet und das Glück hat, dass die Kirchentür offensteht, dann blickt man durch die leere Kirche hinaus in die Unendlichkeit des Meeres. Das ist ein magischer Augenblick. Der wird noch gesteigert, wenn man nur wenige Schritte weitergeht. Man kommt dann zum Kreuzgang und setzt sich, vielleicht 50 Meter über dem Watt, auf die steinerne Bank an der bodentiefe Öffnung des mit doppelten Säulenreihen geschmückten Ganges, um zu beobachten, wie das Meer sich langsam zurückzieht, bevor es, ein paar Stunden später zurückzukehren wird.

Wenn man das erlebt, dann sind die langsamen Schritte einzelner Besucher, die den Kreuzgang, beeindruckt von der kontemplativen Stimmung des Ortes entlangschreiten, so etwas wie das leise Rascheln von umgeschlagenen Buchseiten in einer Bibliothek.

Nicht viel anders ist es, wenn man an einem klaren Februartag auf Capri eine Wanderung macht. Ja, nur wenige Hotel haben bereits geöffnet, die Gucci-, Prada- und Luis Vuitton Läden sind geschlossen und kündigen den Frühling mit großen „Coming soon“ Plakaten in den Schaufenstern an, aber beim Spaziergang hinauf zu den Ruinen der Villa des Kaisers Tiberius, trifft man kaum einen Menschen und wenn man schließlich vor dem geschlossenen Eingangstor steht, muss man nur wenig suchen, dann geht gleich links ein kleiner Pfad um den Zaun herum und man kann das Gelände auch ohne Eintrittsgeld erkunden und sich an den spektakulären Ausblicken sattsehen.

Etwas mehr Mut bedarf es, wenn man das ägyptische Museum in Kairo mit nur wenigen Touristen teilen möchte. Uns gelang das in den 90ern. Damals gab es ein schweres Attentat in Ägypten, danach brachen dort die Touristenzahlen ein. Wir aber vertrauten auf eine Regel aus dem ersten Weltkrieg: Wenn man Schutz auf dem Schlachtfeld finden muss, dann werfe man sich in einen Granattrichter, selten, so die Erfahrung der Soldaten, wird eine Granate zweimal hintereinander am selben Ort einschlagen. Dasselbe vermuteten wir auch bei Attentaten in Ägypten. So kam es, dass wir im Schatzraum des Tutenchamun standen und sicher zwanzig Minuten die Schätze bewundern konnten, ohne dass uns jemand gestört hätte. Auch die Tempelanlagen von Karnak verbreiteten jene kontemplative Ruhe, die einem Tempel angemessen ist.

Gut, ich gebe zu, es ist nicht jedermanns Sache nach einem Attentat, ein Land zu bereisen, aber einen besseren Zeitpunkt, um die Kultur Ägyptens zu genießen, gab es nicht.

Aber auch wenn man nicht ganz so mutig ist, ist es nicht schwierig durch antizyklisches Reisen außerordentliche Besichtigungserlebnisse zu machen. Wissen sie, wann Anfang des 20. Jahrhunderts Saison an der Cote d’Azur war? Nein, nicht im Frühjahr und Sommer, wenn es unerträglich heiß wird, sondern im Herbst und Winter, wenn man den kälteren Regionen Europas entfliehen wollte und das milde Klima in Nizza und Umgebung genoss.

Wenn man also im Dezember zum Beispiel nach Nizza fährt, ist es wie eine Flucht vor den nasskalten, grauen Wintertagen in Berlin oder Frankfurt. Die Sonne lacht, die Temperaturen sind vorfrühlingshaft und ein gutes Mittagessen mit einem Glas Rosé auf dem Strand an der Promenade des Angelais beschert einen Glücksmoment des Lebens. Und wenn man dieses Glück noch ein wenig steigern will, dann nimmt man anschließend die Buslinie 15 und lässt sich vom Chauffeur bis zur Haltestelle Rothschild auf dem Cap Ferrat fahren, geht ein paar Meter bis zur Villa Ephrussie de Rothschild und besucht dieses Wunder der Gartenbaukunst. Nur wenige Besucher schlendern durch den Garten, der auf einem Bergrücken liegend auf beiden Seiten spektakuläre Küstenblicke freigibt und weil die Stimmung so intim ist, fällt es leicht, sich meditativ auf die choreografierten Wasserspiele der Brunnen einzulassen, wobei die tiefstehende Sonne den oberen Teil der Fontänen glitzern lässt. Mehr als drei Stunden verbringen wir in diesem Garten, den man selbst langsam gehend, bequem in 20 Minuten durchlaufen kann.

Den Möglichkeiten solche Erfahrungen zu machen, sind an der Cote d’Azur keine Grenzen gesetzt, aber in einem Punkt sind wir uns sicher: Im Frühjahr und Somme würden mehr Blumen blühen, es wäre 20 Grad wärmer, aber wir stünden schwitzend in langen Schlangen vor den Kassen und würden nach kurzer Zeit, genervt vom Trubel das nächste Highlight aufsuchen, immer in der Hoffnung, dort die Ruhe des Genusses zu finden.

Kategorien
...berichtet

Der alte, weiße Mann und die Hippster

Ich bin ein alter, weißer Mann und lebe in Berlin. Berlin gilt international als hippste Stadt der Welt, wobei ich sagen muss, dass wir zwar in Berlin, aber in einem Stadtteil leben, bei dem die Einwohner das Wort ‚hipp‘ nur als Marke für Babynahrung oder aus dem Sprachgebrauch ihren pubertierenden Enkelkindern kennen. Mit anderen Worten: Wir leben in einem wohlsituierten, ruhigen, freundlichen und unaufgeregten Kiez, der mit zwei U-Bahnlinien gesegnet, am Rand der sogenannten Innenstadt liegt, nicht zentral, aber auch nicht am Ursch der Welt.

Weil unsere Wohnung renoviert wird, müssen wir für mehr als drei Wochen ins Exil und finden eine Bleibe in Mitte. Ich rede nicht vom Bezirk Mitte, wo es in Moabit, Wedding oder Tiergarten ähnlich verschnarchte Stadtteile gibt, wie den unsrigen. Nein, ich rede von richtig Mitte, Mitten in Mitte sozusagen. Rosenthaler Platz. Mehr Mitte geht nicht.

Nach drei Wochen Aufenthalt kann ich jetzt erklären, was ‚hipp‘ bedeutet.

Fangen wir mit dem Positiven an. Es ist wunderbar morgens aus dem Haus zu gehen und direkt ins nächste Café zu fallen, wo einem ein exzellenter Cappuccino zubereitet wird. Zwar steht man sich bei der Bestellung gelegentlich die Beine in den Bauch, weil zwei Hippster vor einem darüber beraten müssen, ob sie den Cappuccino lieber mit Mandel- oder mit Hafermilch trinken wollen und ob die angebotenen Croissants ohne Butter zubereitet sind und sie die tatsächlich essen dürfen, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich ein alter weißer Mann bin und die altmodische Vorstellung habe, dass einem der Kaffee am Tisch serviert wird. Als Entschädigung für die lange Wartezeit wird man mit dem Anblick vieler junger, attraktiver Menschen belohnt und ich meine das überhaupt nicht sexistisch, es ist nur so ein krasser Gegensatz zu unserem Kiez und zudem ist es außerdem beruhigend, wenn ich an meine zukünftige Rente denke.

Nachdem ich also lange stehend auf die Bestellung und Zubereitung des Kaffees gewartet habe und mir ein Kopfschütteln einhandelte, weil ich um Zucker für den Kaffee gebeten habe, macht es Spaß dort zu sitzen und das blühende Leben an sich vorbeiziehen zu lassen. Es ist besser als jedes Fernsehprogramm. Man sieht schöne Menschen und weniger schöne, dicke und dünne, große und kleine, gepflegte und ungepflegte, aber alle, ausnahmslos alle strotzen vor Selbstbewusstsein. Sie sind sich sicher, dass ihnen die Zukunft gehört. Sie strahlen ungeheure Kraft und Energie aus und wollen die Welt verändern. Das die Veränderung vermutlich anders ausgehen wird, als sie heute erwarten, ist eine Erfahrung, die ich als alter, weißer Mann schon hinter mir habe.

Nach einer Weile stehe ich auf, schlendere durch die Straßen und komme aus dem Staunen nicht heraus. Ich wusste gar nicht, was es alles für ‚hippe‘ Sachen gibt. Ein schicker Laden reiht sich an den Nächsten. Feinste Modegeschäfte findet sich neben Galerien, Einrichtungsaccessoires findet man neben dem Hutgeschäft und der Laden für Sneakers (althochdeutsch: Turnschuh) liegt neben dem Laden der teuren Billigschnickschnack verkauft.

Apropos Sneaker, in einem solchen Geschäft erfahre ich Dinge über Turnschuhe, die ich bis dahin nicht wusste. Ich habe den jungen Verkäufer offen gesagt, nicht wirklich verstanden als er mit den vielen Fremdwörtern um sich warf, ich habe aber gelernt, dass ein Turnschuh nicht zum Laufen gedacht ist, sondern als Kapitalanlage. Im Ernst! Er erklärt, dass manche Schuhe schon nach kurze Zeit im Internet zu weitaus höheren Preisen gehandelt werden. Wichtig sei aber, dass die Schuhe nicht getragen sind und dass der Karton, sowie das Einwickelpapier(!) unbeschädigt sei. Das erinnert irgendwie an die Tulpenzwiebelkrise im 17. Jahrhundert. Wie dem auch sei, dieses Mal ist sicher alles anders, denn dann verrät der Verkäufer mir ein Geheimnis. Er klingt dabei so, wie früher in der DDR, wenn die Verkäufer ‚Bückware‘ aus dem Versteck hervorholten und hinter vorgehaltener Hand flüsterten: ‘Ich habe hier noch etwas Besonderes für Sie.‘ Das Besondere in diesem Fall: ein Turnschuh, von dem jeder Laden nur 15 Exemplare bekommt. Ganz exklusiv und streng limitiert. „Der steigt im Wert sicher sehr bald“, meint er.

Tatsächlich gefällt mir der Schuh gut und trägt sich auch ein wenig besser, als die gewöhnlichen, unlimitierten Sneaker, also entscheide ich mich für den Kauf. Als ich meine, ich würde die Schuhe direkt anlassen und er solle die alten einpacken, bekommt er einen entsetzten Gesichtsausdruck und stottert: „Aber draußen regnet es!“

Bei mir stellt sich ein Gefühl ein, als wäre ich als alter weißer Mann auf der Mädchentoilette eines Gymnasiums erwischt worden, entschuldige mich beschämt und lasse mir die neuen Schuhe einpacken.

Ich laufe weiter und mir fällt ein, dass ich noch ein paar Lebensmittel brauche. Naiv, wie ich bin, denke ich, dass sicher gleich ein Lebensmittelgeschäft auftauchen wird. Nachdem ich aber mehrere gefühlte Kilometer später immer noch keines gefunden hatte, frage ich eine einheimische Passantin. Sie erklärt mir, dass es da einen Rewe am Hackeschen Markt gebe. Ich laufe und laufe und finde ihn nicht, weil er nicht am Hackeschen Markt, sondern auf der anderen Seite der S-Bahn liegt, was nicht mehr Hackescher Markt ist. Aber gut.

Der Laden ist gedrängt voll und überraschend klein. Vermutlich brauchen die vielen jungen Leute, die hier wohnen, keine Lebensmittel einkaufen, denn es gibt wirklich massenweise Restaurants und Cafés, wobei sich manchem vielleicht die Frage stellt, wie sich die jungen Leute während des Corona-Lockdowns ernährt haben. Die Antwort ist einfach und fällt in Berlins Mitte-Mitte sofort ins Auge. Es gibt unendlich viele Fahrradboten für Essen auf Rädern. Gelegentlich stehen diese Boten von Wolt oder Lieferando oder Uber-Eats Schlange vor den Restaurants und auffallend ist, dass es sich beim größten Teil diesen Boten um Geflüchtete zu handeln scheint. Ich bewundere den Fleiß und die Energie dieser Menschen, die von einem besseren Leben träumen und die den vielen jungen, hippen Essensbestellern das Leben bequem machen, aber es riecht für meinen Geschmack unglaublich nach Ausbeutung. Vielleicht sollte man darauf mal aufmerksam machen.

Die Fahrräder der vermuteten Essensboten sind übrigens meistens Swapfiets, das sind Fährräder mit blauen Vorderreifen. Die sieht man massenhaft in Mitte-Mitte. Man kauft sich heute kein Fahrrad mehr wie ….sie wissen schon….sondern mietet es sich. Also nicht stundenweise, wie ich das auch gelegentlich mache, sondern monatsweise oder für ein Jahr. Wenn das Fahrrad einen Platten hat oder gestohlen wird, dann bekommt man noch am selben Tag ein anderes identisches Fahrrad in die Hand gedrückt. Praktisch. Besitz ist einfach lästig, außer bei Klamotten natürlich, die braucht man schließlich für Abends.

Abends ist es am Schönsten in Berlins Mitte-Mitte. Am Rosenthaler Platz endet unter anderem der Weinbergweg, die Verlängerung der berühmten Kastanienallee und das ist, man kann es nicht anders sagen, ein Laufsteg der Eitelkeiten.

Alle sind aufgebrezelt. Junge Männer tragen Jogginghosen, zerrissene oder unzerrissene Jeans, bonbonfarbene Anzüge oder Wickelröcke. Viele tragen das, was sie für einen Vollbart halten.

Frauen tragen Kleider, Röcke, Hosen, sind mehr oder weniger geschminkt und tragen auffallend wenig Schmuck, weil der, bei soviel Attraktivität der Person, nicht nötig ist. Jeder Zweite ist tätowiert, womit auch die Frauen gemeint sind, aber die gendergerechte Form von ‚jeder‘ ist mir nicht bekannt. Aus der Masse der Tattoos auf Armen, Beinen, Rücken, Schultern oder zunehmend auch Händen, Hälsen und Gesichtern ragt ein Exemplar besonders hervor: ein kahlrasierter, junger Mann hat sich, vielleicht in weiser Voraussicht, eine einzelne Haarsträhne auf den vorderen Kopfteil tätowieren lassen. Noch wirkt das witzig.

Vor zirka dreißig Jahren hat diese Tattoo-Epidemie begonnen, hat sich immer weiter ausgebreitet und ist zu mehr und mehr Scheußlichkeit mutiert. Insofern hat es Ähnlichkeit mit dem Corona Virus, nur dass es dagegen keine Impfung gibt und wenn es sie gäbe, ist es die Frage ob die Stiko eine Impfung für unter 20 Jährige empfehlen würde. Gut, ich will mich nicht dauernd wiederholen, aber hoffe trotzdem, dass diese Mode, wie jede andere Mode eines Tages verschwinden wird.

Wir suchen ein Restaurant, fragen nach einem Tisch und unsere Frage wird uns selbstverständlich auf Englisch beantwortet. Immerhin hat die Kellnerin die deutsch gestellte Frage verstanden! Gut, dass wir, vice versa, des Englischen einigermaßen mächtig sind, so dass wir uns setzen und das Treiben beobachten können. Neben uns sitzt ein junges Pärchen im Krisenmodus. Sie weint. Hinter uns zwei attraktive junge Frauen, die sich über vegane Ernährung unterhalten und nach kurzer Zeit mit zwei jungen Männern am Nachbartisch ins Gespräch kommen. Ein paar Tische weiter sitzt eine italienische Touristenfamilie, die das Leben auf Berlins Straßen bestaunen, wie wir, wenn wir Abends auf einer italienischen Piazza sitzen. Vor uns radelt alle 30 Sekunden ein Wolt oder Lieferandobote vorbei und das geht stundenlang so. Nach zwei Stunden sind wir erschöpft und gehen zu unserer Schlafstätte. In unserem Alter wird man gegen 23 Uhr müde, während das Publikum hier gerade erst aufwacht. Es ist Wochenende, kein Wunder. Wir schlafen ein. Um halb zwei werden wir von lauter Partymusik wach. Da alle Clubs geschlossen sind, hat man die Party kurzerhand ins Hinterhaus verlegt. Die Musik ist so laut, dass wir uns entschließen aufzustehen und durch die Stadt zu laufen. Es ist immer noch voll auf den Straßen, überall wird Bier getrunken. Flaschenscherben knirschen unter unseren Füßen. Ein Betrunkener läuft laut grölend an uns vorbei, er schafft es locker die vollbesetzte, vorbeifahrende Straßenbahn zu übertönen. Ein Flaschensammler macht um diese Uhrzeit das Geschäft seines Lebens, er hat sich einen großen Einkaufswagen organisiert und sammelt hunderte von leeren, liegengebliebenen Pfandflaschen ein. Als wir um vier Uhr zu unserer Schlafstätte zurückkehren, steht ein Mann im Hauseingang und pinkelt, irgendwo muss das Bier schließlich hin.

Die Musik hat aufgehört. Wir können schlafen.

Wir freuen uns darauf, wieder in unseren spießigen Kiez zurückzukehren, den mit lauter alten …. Ach, sie wissen schon.